120 Fotos wie aus 1000undeiner Nacht im Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Fantastisch, urteilt eine Besucherin, die mit ihrem Ehemann aus Dortmund angereist war. Begeistert äußert sich auch eine Fotodesignerin aus Oberhausen angesichts der ‘Tausendundeine Nacht’-Motive der Fotoausstellung ‘An den Rändern der Seidenstraßen’ des Essener Fotografen Eckhard Gollnow.
Stimmt, die Motive gold schimmernder Moscheekuppeln und magischer Minarette machen auf sich aufmerksam. Diese Hingucker zählen zu jenen etwa 5.800 Aufnahmen, die Gollnow (81), ehemals Werkstattleiter des Farblabors der Folkwangschule – heute Folkwang Universität der Künste -, 2018 während einer fünfwöchigen Reise durch den mittleren Orient und Asien aufgenommen hat.
120 ausgewählte Motive sind in der aktuellen Bilderschau im Gebäude Wissenschaftspark Gelsenkirchen zu sehen.

Kuppel der Sher-Dor Koranschule in Samarkand. Foto: Eckhard Gollnow
Mir waren 120 Fotos zu viel, eine strengere Auswahl wäre zielführender gewesen. Wenig informativ sind die unvorteilhaft angebrachten Bildlegenden für mehrere Fotos auf achtlosen Notizzetteln in winziger Schrift. Wer die längste Fotogalerie im Ruhrgebiet betritt, hat die Wahl, entweder zuerst die 60 Fotos links oder die 60 Motive rechts zu betrachten.
Wer mit der rechten Hälfte beginnt, fragt sich nach wenigen Bildern, ja wo genau steht denn diese Moschee, wo ist diese spektakuläre Landschaft aufgenommen? Manko: eine Landkarte mit Reiseweg wird nicht gezeigt.

Teppichknüpferinnen in Usbekistan. Foto: Eckhard Gollnow
Die findet der Besucher dann auf der linken Ausstellungshälfte. Und auch erst nach mehreren Fotos und in unauffälligem Format. – Straßen und Orte der legendären Seidenstraßen in Pakistan, China, Kirgisistan und Usbekistan: Vor etwa 2500 Jahren entstand dann im Verlauf der Jahrhunderte ein Netz von Karawanenstraßen von China bis ans Mittelmeer.
Weil Seide im Westen die begehrteste Handelsware war, wurden diese Wege als Seidenstraßen benannt. Ähnlich wichtig waren lange Zeit Glas und Papier aber auch Gewürze, Porzellan, Gold und Silber. Auch die Architektur, Kunst und Kulturen, Wissenschaften, Philosophien und Religionen wanderten mit den Karawanen.

Historische Oasenstadt Khiva in Usbekistan (Weltkulturerbe). Foto: Eckhard Gollnow
Anknüpfend an den alten Namen Seidenstraße werden viele aktuelle Projekte als „Neue Seidenstraße“ bezeichnet und sind mit vielen Hoffnungen verbunden. Unter der Bezeichnung One Belt, One Road werden seit 2013 Projekte gebündelt, die Interessen und Zielen der Volksrepublik China zum Auf- und Ausbau interkontinentaler Handels- und Infrastruktur-Netze dienen.
Besonders Duisburg, am Ende der 11000 Kilometer langen Route gelegen, ist als wichtiger Logistikknoten Ziel von chinesischen Investitionen. Der Hafen Duisburg plant bzw. entwickelt selbst Logistik-Investitionen an der Neuen Seidenstraße.

Sie bauen ihre Moschee in Andijan in Usbekistan beim Mittagstisch. Foto: Eckhard Gollnow
Interessant noch eine Facette fotografischer Art: Die FH Dortmund hat Studenten des Fotokollektivs DOCKS nach Ulaanbaatar, früher Ulan Bator/Mongolei, geschickt, um vor Ort an der Partner-Hochschule Workshops durchzuführen.
Mehr Infos: wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet – Workshop

Die Badshahi Moschee in Lahore in Pakistan. Foto: Eckhard Gollnow
„Dem Fotografen gelingt es, mit seiner Arbeit, die Träume, die sich mit den Märchen aus 1001 Nacht, aber auch mit den Werken von Karl May bis Hermann Hesse, verbinden, in Bilder zu formen, die uns neugierig machen und uns fremde Menschen und Kulturen näher bringen“, so Peter Liedtke, Kurator der Fotografieausstellungen im Wissenschaftspark.
Dem habe ich, ein Fan des venezianischen Händlers und Weltreisenden Marco Polo (1254-1324), nichts hinzuzufügen. Städtenamen wie Bukhara, Samarkand, Taschkent/alle Usbekistan sowie Peschawar und Lahore/Pakistan zaubern mir ein Leuchten in die Augen. Leider aber vor Ort im Wipage verbunden mit Tränen: warum wurden für die meisten Fotos schwarze Passepartouts gewählt?
Bis 25. Januar 2020
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstraße 14
Montag bis Freitag, 7.00 -18.00 Uhr
Samstag, 7.30 – 15.00 Uhr
Fotos: Eckhard Gollnow
Text: Hartmut Bühler