Der 19. August 1839 gilt als der Tag, an dem die Fotografie erfunden wurde. François Arago, Leiter des Pariser Observatoriums, stellte das fotografische Verfahren an diesem Tag der Pariser Akademie der Wissenschaften und damit der Öffentlichkeit als Daguerreotypie vor.
Mit der Einführung der Kodak Nr. 1 Box 50 Jahre später und deren industrieller Fertigung stand ein Gerät mit einem passenden industriell gefertigten Rollfilm zur Verfügung, der für die Verbreitung der Fotografie auch außerhalb einer kleinen Gemeinde von Spezialisten sorgte. Die ersten Sujets der Fotografen waren statisch und die Funktion der Fotografie war die Abbildung.
Der nächste große Meilenstein folgte Anfang des 20. Jahrhunderts: Oscar Barnack entwickelte die Kleinbildkamera. Parallel erlebte die illustrierte Presse ihre größte Blüte, allen voran die Berliner Illustrierte Zeitung, die es 1929 zu einer Auflage von knapp zwei Millionen verkauften Exemplaren brachte.
Mit der Erfindung der Digitalfotografie (ab den 1980er Jahren erschienen die ersten kommerziellen Digitalkameras) und der Verbreitung des Internets, das ab 1991 öffentlich und weltweit verfügbar wurde, und schließlich der Verbreitung des Web 2.0 ab 2003, setzte die letzte Revolution in der Fotografie ein.
Zweifaches Gründungsjahr 2003
2003 ist auch das Jahr, in dem nicht nur die Wikimedia Foundation gegründet wurde, um freie Inhalte und freies Wissen zu fördern, sondern auch das Pixelprojekt_Ruhrgebiet als freies Projekt in den Händen der Bildautoren – jenseits von Wissens- und Informationsmonopolisten. Ähnlich wie Wikipedia geht es auch bei Pixelprojekt-Ruhrgebiet um demokratisierte Information und Qualität.
Für die Kontrolle der Qualität bei Wikipedia sorgt ein Regelsystem, für die Qualität bei Pixelprojekt_Ruhrgebiet eine hochqualifizierte Jury. Beiden Projekten geht es um Bildung, dem Fotoprojekt zudem um Erkenntnis durch Erkennen und Handeln durch Emotionalisierung.
Die Jury des Pixelprojekt_Ruhrgebiet entscheidet seit 2003 jährlich über Bildserien unterschiedlichsten Inhalts und mit unterschiedlicher Bildsprache. Wichtig ist der Ort der Fotografien (das Ruhrgebiet) und die fotografische Qualität der Arbeiten. Dabei hat die Jury wenig Einfluss auf das, was eingereicht wird. Viele Themen, die man sich wünscht, wie z.B. neue industrielle Produktion, Forschung oder auch Bildung sind unterrepräsentiert.
Dadurch, dass das Projekt sowohl historische als auch aktuelle Arbeiten aufnimmt, entsteht in einem chaotischen System nach und nach ein strukturiertes photographisches Gedächtnis der Region, das chronologisch und inhaltlich geordnet ist.
Text: Peter Liedtke