1957 bereisten Heinrich Böll und Carl-Heinz Hargesheimer (Chargesheimer) das Ruhrgebiet. Es entstand der Bildband “Im Ruhrgebiet”, der bei den Verantwortlichen in der Region schĂ€rfste Ablehnung und vehemente Proteste hervorrief, wĂ€hrend es auĂerhalb höchstes Lob bekam und heute als eines der wichtigsten regionalen Zeitdokumente der spĂ€ten 1950er Jahre gilt.
Das Foto “PflĂŒger vor Abraumhalde” zeigt die rĂŒcksichtslose Ăberformung der Landschaft durch die Industrie. Vorgeblich ungetrĂŒbte bĂ€uerliche Idylle wird beherrscht durch gigantische Berge aus Abraum von untertage. SpĂ€ter in der Geschichte des Ruhrgebiets werden Kohlehalden hinzu kommen – Zeichen fĂŒr die Absatzschwierigkeiten, die zum groĂen Zechensterben ab Mitte der 60er Jahre fĂŒhren werden.
Die Bedrohung ist schon jetzt zu spĂŒren. Nicht nur der winzige Mensch mit seinem vorindustriellen Arbeitsmittel, dem vom Pferd gezogenen Pflug, scheint verloren. Ăber den Rand der bergehohen Abraumhalde lugt neugierig ein steil aufgerichtetes Förderband – wie eines der Maschinen-Monster, die man aus alten Science Fiction-Filmen kennt.
Das Ruhr Museum zeigt bis zum 18. Januar 2015 veröffentlichte und bisher unveröffentlichte Fotos in der Ausstellung: “Chargesheimer. Die Entdeckung des Ruhrgebiets”.
Foto: Chargesheimer
Text: Peter Liedtke/Martina Kötters