FĂŒr mich endete der September mit der bild.sprachen Messe und den Preisvergaben an Johannes Twielemeier fĂŒr die beste bild.sprache 2012 (2.500,- Euro von der Sparkasse Gelsenkirchen) und an Yannik Willing (1. Preis), Paula Holtz (2. Preis) und Marie Köhler (3. Preis) fĂŒr die besten jungen bild.sprachen 2012 (Postkartenwerbeaktionen der publicity Werbung mit unterschiedlicher Verbreitung) einerseits und mit der Eröffnung der Ausstellung âVon A-Zâ im Ruhrmuseum Essen sowie der Buchvorstellung âDer Rauch verbindet die StĂ€dte nicht mehrâ von FAZ Kulturredakteur Andreas Rossmann und (leider miserabel gedruckten) Fotografien von Barbara Klemm mit einer Diskussionsrunde mit dem Autoren, sowie Fritz Pleitgen, Ulrich Borsdorf und Theo GrĂŒtter andererseits.
Die Ausstellung des Ruhrmuseums gibt einen Ăberblick ĂŒber den umfangreichen Bestand des Museums, sofern dies bei ungefĂ€hr 3.000.000 Bildern bzw. Negativen ĂŒberhaupt möglich ist. Anhand der Ausstellung kann man ahnen, wie viele SchĂ€tze in diesem Archiv ruhen. Was wiederum Fotografien aus SĂŒdafrika, Cuba oder Italien in der Ausstellung bzw. im Katalog zu suchen haben, ist fĂŒr mich fragwĂŒrdig. WĂŒnschenswert wĂ€re natĂŒrlich, dass zukĂŒnftig Ausstellungen folgen, die auch gegenwartsbezogene Inhalte vermitteln und in Bezug zu aktuellen Fotoarbeiten setzen. Themen gibt es schlieĂlich genug. Akteure ebenso
Spannend war auch die Podiumsdiskussion zu Rossmanns Buch. Andreas Rossmann, der keine Hand vor den Mund nimmt, Gutes benennt, wie die Impulssetzungen der Internationalen Bauausstellung, sagt aber auch laut, was er von neueren Landmarken wie der Grubenlampe (âdas Geleuchtâ) von Otto Piene in Moers oder dem Herkules von Markus LĂŒpertz hĂ€lt â nichts! Gemeinsam war der Podiumsgruppe der Wunsch nach einem starken und vereinten Ruhrgebiet. Aber wie soll dieser Wunsch RealitĂ€t werden, wenn doch zu viele HĂ€uptlinge Posten verlieren können. Pleitgens Vorschlag eines rotierenden OberbĂŒrgermeisters des Gesamtruhrgebietes ist sicher interessant. Ich selbst wĂ€re ja mehr fĂŒr ein Volksbegehren der RuhrgebietsbĂŒrger von unten. WeiĂ jemand, wie man so etwas in Gang bringen kann? SchlieĂlich ist der BĂŒrger der SouverĂ€n, nicht der Staat.
Die Ausstellung âMarilyn Monroeâ mit Fotografien von George Barris, Allan Grant, Milton H. Green, Tom Kelly, Leif-Eric Nygard und Bert Stern in der Ludwig Galerie Oberhausen (bis 13.1.2013) habe ich leider immer noch nicht gesehen, aber die Ausstellungseröffnung âUsing Photographyâ am 5. Oktober um 19 Uhr im KĂŒnstlerhaus Dortmund lasse ich mir sicher nicht entgehen (bis 11. November). Die Ausstellung âAfrika, hin und zurĂŒckâ im Folkwang ist absolut lohnenswert (bis 21.10). Ein Höhepunkt ist u.a. die Ikone des Bildjournalismus von Robert Lebeck âDer gestohlene SĂ€bel des Königs, LĂ©opoldvilleâ aus dem Jahre 1960 in Kombination mit vielen unbekannten Bildern kurz vor und nach dem entscheidenden Moment, der uns allen bekannt ist.
Ich hoffe auch, dass ich es noch zum 19. Noorderlicht Photo Festival dieses Jahr in Heerenveen, Drachten und Leeuwarden (im jĂ€hrlichen Wechsel zu Groningen) schaffe. Thema dieses Jahr âTerra Cognitaâ. Ich bin gespannt, wie sich das Festival 2012 aufstellt, nachdem der hollĂ€ndische Staat 50% seiner Mittel gekĂŒrzt hat. Doch im Vergleich zum NRW Forum in DĂŒsseldorf geht es dem Festival ja noch vergleichsweise gut. Ende September wurde bekannt, dass das Wirtschaftsministerium seine Förderung des renommierten Hauses ab 2014 (zeitgleich mit der Pensionierung von Werner Lippert) einstellt. So schmerzhaft dieser Verlust auch ist, bleibt vielleicht zu hoffen, dass das frei werdende Geld (im Sinne des von Pius KnĂŒsel und anderen beschriebenen Kulturkollapses) in neue freie Fotoprojekte flieĂt und nicht z.B. in die Games-Industrie).
Weitere Fotofestivals im Oktober sind in Prag, DĂ€nemark (Region FĂŒnen) und Brighton, Messen in BrĂŒssel (Fotofever) und Berlin (Update).
Und auch wenn die Paris Photo (15.-18. Nov.) noch weit weg ist, sollte ein Besuch schon jetzt geplant werden. Seit dem letzten Jahr befindet sich die Messe im wunderbaren Grand Palais. Ausstellungen in der gesamten Stadt und diverse Sonderveranstaltungen, wie z.B. ein Werkstattbesuch der DGPh bei Magnum Photos machen den Besuch zu einer nahezu Pflichtveranstaltung. Ich habe zumindest meinen Flug bereits gebucht. FĂŒr die Liebhaber des Foto-Buches ist auch die Frankfurter Buchmesse vom 10.-14. Oktober ein Muss.
Ich freue mich auf neue BĂŒcher alter und neuer Projekte. Allen voran auf das Buch des Weltstars Michael Wolf âBottrop Ebel 1976â das nun 36 Jahre nach dem Entstehen der Bilder (es war damals die Examensarbeit Michaels an der Folkwangschule) endlich in Buchform bei Peperoni veröffentlicht ist. Wir selbst haben diese wunderbare Arbeit bereits vor Jahren in das Pixelprojekt_Ruhrgebiet aufgenommen. Auch auf das Buch von Jörg Winde âBĂŒrgermeisterzimmer in Deutschlandâ vom Kerber Verlag freue ich mich. Jörg hatte seine Arbeit zu den BĂŒrgermeisterzimmern im Ruhrgebiet begonnen (diese Arbeit wurde ebenfalls vor Jahren bereits ins Pixelprojekt_Ruhrgebiet aufgenommen) und dann anschlieĂend ĂŒber die gesamte Republik ausgeweitet. Von spieĂig bis mondĂ€n, von rustikal bis avantgardistisch, von sachlich bis verspielt reichen die Inneneinrichtungen und lassen RĂŒckschlĂŒsse ĂŒber die Köpfe kommunaler Entscheidungen entstehen. (184 Seiten und 77 Abbildungen + 116 Kleinabbildungen).
Interessant sicher auch der von Wilfried Kaute herausgegebene Bildband âKoks und Colaâ zum Ruhrgebiet der 1950ere Jahre. Die Bilder u.a. von Rudolf Holtappel, Willy van Heekern und Anton Tripp stammen aus dem Fotoarchiv des Ruhr Museums (Emons Verlag, 320 Seiten, 320 Abbildungen).
Und last but not least.
Nach langer Vorbereitung hat die Arbeitsgruppe Foto-Historie unter Walter G. MĂŒller endlich das Fotografenwiki an den Start gebracht. Das Wiki soll auch ĂŒber die weniger bekannten Fotografen informieren. Mitarbeit ist ausdrĂŒcklich erwĂŒnscht. (www.fotografenwiki.org)
Es bleibt viel zu entdecken!
Peter
Peter Liedtke ist Projektleiter bild.sprachen und Initiator von Pixelprojekt_Ruhrgebiet. Er gibt fĂŒr ruhr.speak einmal im Monat persönliche Tipps zur Fotowelt (an der Schnittstelle zur UrbanitĂ€t) im Ruhrgebiet, aber auch anderswo.