Meine Tage sind geprĂ€gt durch die Vorbereitung der “surprise me” wie die bild.sprachen – Plattform fĂŒr Fotografie und Fotoprojekte in diesem Jahr heiĂt. Und langsam kommt dieses Format, an das ich immer geglaubt habe, auf die Erfolgsspur. Endlich gelingt es, nicht nur Fotografen sondern auch Institutionen (wie z.B. die RWE Stiftung mit ihrem Visit-Programm) auch auĂerhalb des direkten Fotokontextes einzubinden.
Fotografie ist fĂŒr viele Institutionen nicht mehr nur das Medium der Werbung, sondern auch das Medium zur Darstellung von unterschiedlichstem gesellschaftlichen Engagement. Und das Image ist es schlieĂlich, das die Unternehmen unterscheidet und ĂŒber Erfolg oder Misserfolg bestimmt. Sechs Jahre ist es her, dass wir die erste bild.sprachen â damals noch als Messe fĂŒr angewandte Fotografie ins Leben gerufen hatten. Und auch hier gilt, was der Basketballstar Dirk Nowitzki in seinem neuen biografischen Film âDer perfekte Wurfâ zu seinem Erfolg sagt und was im Allgemeinen auch fĂŒr KĂŒnstler (und selbstverstĂ€ndlich auch Fotografen) gilt: maximal 20 Prozent des Erfolgs liegt am Talent. 80 Prozent sind HartnĂ€ckigkeit und Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Doch auch politische Rahmenbedingungen gehören zur Entfaltung der Kultur. Immer wieder habe ich mich darĂŒber beschwert, dass der Bildjournalismus mit der Medienkrise droht, seine Kraft zur gesellschaftlichen Kontrolle und Reflexion zu verlieren. Bei der Preisverleihung des Erich-Salomon Preises durch die DGPh an den FolkwangschĂŒler Gerd Ludwig beklagte dieser aber noch eine weitere Entwicklung innerhalb des aktuellen Bildjournalismus. Durch die hohen Kosten und die gleichzeitig geringen Verdienstmöglichkeiten werden Fotoprojekte immer mehr nur noch von Vermögenden und deren Kindern umgesetzt. Dadurch entsteht in Folge ein Bild der Welt, das zunehmend von einer bestimmten Gesellschaftsschicht geprĂ€gt wird.
Wenn man das weiter denkt, ist zu befĂŒrchten, dass sich dies genau strukturerhaltend statt strukturverĂ€ndernd auswirkt. Und die Statistiken sprechen ja auch dafĂŒr, dass sich Geld (und Macht) zunehmend in immer kleiner werdenden Kreisen von Besitzenden konzentriert. Vielleicht sollten die neuen Ausstellungsorte eher FuĂballarenen und Einkaufszentren statt ElfenbeintĂŒrme sein, Kuratoren eher aus sozialen Brennpunkten statt aus bildungsbĂŒrgerlichen Wohlstandsinseln stammen und Fotografen eher aus den entsprechenden Milieus ihrer Themen.
Aber wer auĂer dem Staat, der mit dem Erhalt seiner Strukturen und Kultureinrichtungen schon ĂŒberfordert erscheint, könnte daran Interesse haben?
Interessenten mit vorhandenen Ressourcen können sich gerne bei mir melden.
Nun zu den Tipps:
1. MitĂŒberraschen bei der âsurprise meâ. Neben der allgemeinen Aufmerksamkeit wird wieder eine breite ca. 100 köpfige Jury Arbeiten im âPortfoliowalkâ sichten und daraus den mit 2.500,- Euro dotierten Preis fĂŒr die beste Bildsprache 2014 vergeben. Das ist fast eine 100-fache Portfolioreview. Und das alles in zwei geballten Tagen.
2. Bewerben bei Pixelprojekt_Ruhrgebiet. Bis zum 31. Oktober können wieder Fotoserien, die sich mit der Region Ruhrgebiet auseinandergesetzt haben, online fĂŒr eine Aufnahme in das Projekt eingereicht werden.
3. Beobachten. Z.B. die Freelens Ausstellung im Depot Dortmund, die am 22. Oktober um 18 Uhr eröffnet wird. Mit dabei die Pixelprojektfotografen Sabine Bungert, Pascal Amos Rest und Bernd SchÀfer.
4. Bewerben. Bis zum 8. November kann man sich noch um das renommierte âStipendium fĂŒr zeitgenössische Fotografieâ der Krupp-Stiftung bewerben. Es geht um 2 x 10.000,- Euro.
5. Zuhören. Z.B. der Diskussion âDenkrĂ€ume entkolonisieren. Koloniale Fotografien in Museen zeigenâ am 1. Oktober um 19 Uhr im historischen Museum Frankfurt.
6. Lernen. Z.B. wie bekomme ich das Geld fĂŒr meine Projekte. Katharina Mouratidi bietet je einen Workshop fĂŒr Projektentwickler wĂ€hrend der âsurprise meâ an.
7. Lesen. Z.B. Martina Mettners neues Buch âFotopraxis mit Perspektive â 16 erfolgreiche Fotoprojekte und ihre Macher.
8. Reisen. Wer nicht in Berlin wohnt, sollte ab dem 16. Oktober in die Bundeshauptstadt reisen und den Monat der Fotografie besuchen und so 250 Fotoausstellungen von 500 Fotografen sehen. Und wer weiter weg möchte, kann den europÀischen Monat der Fotografie zusÀtzlich auch in Bratislava, Budapest, Ljubljana, Luxemburg, Paris und Wien besuchen.
9. Ăber den Tellerrand schauen. Die Klimaexpo wirft ihre Schatten bereits voraus! (Bilder ergeben sich aus Inhalten).
10. Laut werden. Wenn wir unsere Anliegen nicht laut Ă€uĂern, werden die knappen Kulturressourcen lediglich in den Erhalt und Ausbau vorhandener Institutionen flieĂen oder in StraĂen, MilitĂ€rhubschrauber und Risikokapital. Laut werden z. Bsp. in Bochum am 22. Oktober um 19 Uhr in den Kunsthallen RottstraĂe, wo das Bochumer KulturgesprĂ€ch zum Thema âVon Bojen zu LeuchttĂŒrmenâ stattfindet. Nicht dass es da etwa um das neue Konzerthaus (genannt Musikzentrum) und das damit zusammenhĂ€ngende absehbare weitere Austrocknen freier Projekte gehen könnte. Aber man kann schlieĂlich das Geld immer nur einmal ausgeben!
Und Bochum ist ĂŒberall!