In der Zeit vom 28. November bis zum 27. Januar 2013 wird sich das Pixelprojekt_Ruhrgebiet unter dem Titel “Kunst der Revitalisierung” im Rahmen des 5. Fotodokument Festivals in Posen mit ausgewĂ€hlten Serien des Projektes prĂ€sentieren. Zu sehen sind ausgewĂ€hlte Serien des Projektes von Marcus DĂŒdder, Antje Hoefer, Harald Hoffmann, Beatrice Klein, Sascha Kraus, Dirk KrĂŒll, Fatih Kurceren, Britte Lauer, Peter Liedtke, Sebastian Mölleken, Thomas Pflaum, Daniel Sadrowski, Claudia Thoelen, Julia Unkel und Iris Wolf.
Das Ruhrgebiet ist zweifelsohne eine der Regionen Deutschlands, von der fast jeder ein Bild im Kopf hat, welches zwar immer differenzierter wird, aber dennoch in erster Linie von alten Vorurteilen geprĂ€gt bleibt. Kohle, Stahl, RuĂ und SchweiĂ sind die alten Bilder, die sich hartnĂ€ckig in den Köpfen der Menschen halten. Und zugegebenermaĂen ist es schlieĂlich diese Industriegeschichte, welche die Region am nachhaltigsten geprĂ€gt und verĂ€ndert hat. Mit der Industriegeschichte verbunden ist die Geschichte der Arbeitsmigration, die bis heute das Stadtbild und den Lebensalltag in den Stadtteilen insbesondere der Emscherregion prĂ€gt.
Seit Beginn der Kohlekrise im Jahre 1957 befindet sich das Ruhrgebiet in einer anhaltenden Phase des Strukturwandels, der von wirtschaftlichen Anpassungsschwierigkeiten gekennzeichnet und noch lange nicht abgeschlossen ist.
Zu den kreativen SchlĂŒsselqualifikationen der Region zĂ€hlt die Fotografie. In den ausgestellten Arbeiten nĂ€hern sich die Fotografinnen und Fotografen dem Wandel, thematisieren ihn direkt oder indirekt.
Beatrice Klein ĂŒberhöht in ihren Fotoarbeiten âBergmĂ€nnerâ die letzten Minenarbeiter der Region und bringt sie durch kĂŒnstlerisch auf Leinwand bedruckte PrĂ€sentation in einen musealen Kontext. In der Arbeit von Britta Lauer âSchrottinselâ sind verschwindenden Altindustrieanlagen zu finden. Dirk KrĂŒll zeigt auf der einen Seite mit dem âAbbau der Kokerei Kaiserstuhlâ, die schlieĂlich im stahlhungrigen China wieder aufgebaut wurde, das Verschwinden der alten Industrie und parallel mit seiner Arbeit âStrandkultur im Ruhrgebietâ das Entstehen einer Freizeitgesellschaft. Um Freizeit geht es auch in den Arbeiten von Antje Hoefer âDie Camperâ und Sebastian Mölleken âLiebhaberâ. WĂ€hrend die einen ihre Freizeit in kĂŒnstlichen Welten auf dem Campingplatz verbringen, sammeln die anderen alte Autos, um ihrem Leben einen scheinbaren Sinn zu geben.
Um Freizeit geht es auch in der Arbeit von Daniel Sadrowski âDuisburg, Karl-Lehr-StraĂeâ, die dem unglĂŒckliche Ende der dritten und letzten Loveparade im Ruhrgebiet ein eindrĂŒckliches Bild gibt. Am 21. Juli 2010 verloren 21 junge Erwachsene wegen unzureichender SicherheitsmaĂnahmen und Planungsfehlern ihr Leben in einem GedrĂ€nge.
Sascha Kraus parodiert in seiner Arbeit âSichtwechselâ den Typ des âRuhrisâ dem typisierten Ruhrgebietsbewohners und Fatih Kurceren zeigt uns seine Landsleute in der Arbeit âTĂŒrkenâ. In den Arbeiten von Harald Hoffmann âUnterschiede â Arm in MĂŒlheimâ, in welchem er uns den von Armut bestimmten Alltag vieler Menschen in der âStadt der MillionĂ€reâ zeigt oder auch in der Arbeit von Iris Wolf, die uns den Dortmunder StraĂenstrich und die zur FuĂball Weltmeisterschaft entwickelten âVerrichtungsboxenâ vorstellt, geht es eher um soziale Themen.
WĂ€hrend auf der einen Seite ArbeitsplĂ€tze in der Schwerindustrie verloren gegangen sind, entstehen neue ArbeitsplĂ€tze an unerwarteter anderer Stelle. So zeigt uns Claudia Thoelen in ihrer Arbeit âKlinisch rein – Fotografien zur Hygiene im Krankenhausâ ArbeitsplĂ€tze anderer Art, genauso wie Julia Unkel in ihrer Arbeit âIm Angesichtâ aus einer GroĂschlachterei oder schlieĂlich Marcus DĂŒdder in seiner Arbeit â 1000 °C, Fotografien aus Krematorienâ.
Die Arbeiten von Thomas Pflaum â93/03 â Ruhrgebietâ entstanden in den Jahren 1993-2003 und âSkulptur Emscherparkâ von Peter Liedtke aus den Jahren 1989-2002 veranschaulichen in GĂ€nze die radikalen VerĂ€nderungen der StĂ€dte und Landschaften weg von der Schwerindustrie.
Weitere Informationen:
Pixelprojekt Ruhrgebiet beim 5. Fotodokument Festivals in Posen an der Hochschule fĂŒr Humanistische Wissenschaften und Journalismus (WSNHiD)
Die Ausstellung wird am 28.11. um 18 Uhr in der 2piR Galerie der Hochschule fĂŒr Humanistische Wissenschaften und Journalismus WSNHiD eröffnet, die Ausstellung in der stĂ€dtischen Galerie ARSENAĆ am 14.12. um 18 Uhr.
Text: Peter Liedtke