Nach zahlreichen Stationen als Kuratorin und Galeristin ist Andréa Holzherr seit 2003 für die Pariser Niederlassung von Magnum-Photos tätig. Peter Liedtke traf die Ausstellungsmacherin anlässlich der Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg, das Andréa Holzherr kuratiert hat. Das Festival läuft noch bis 10. November.
ruhr.speak: Ursprünglich war Magnum ja im Bereich Bildrechte bzw. Editorial Market aktiv. Ausstellungen macht Magnum “erst” seit 1988. Wie beurteilen Sie diese Verschiebung vom journalistischen Foto für Magazine hin zum dokumentarischen Bild für Ausstellungen?
Andréa Holzherr: Es ist nicht ganz korrekt zu sagen, dass Magnum Ausstellungen erst seit 1988 macht. Wir hatten schon eine Magnum Ausstellung 1955 in Innsbruck oder 1956 auf der Photokina. Was sich allerdings Ende der 1980 Jahre änderte, war die Vorgehensweise, in diesen Jahren hat Magnum bewusst Ausstellungen initiiert, um seine Fotografen im institutionellen Bereich stärker zu positionieren.
ruhr.speak: Aktuell hat das von Ihnen kuratierte Fotofestival Mannheim – Ludwigshafen – Heidelberg Halbzeit. Gezeigt werden noch bis 10. November historische und aktuelle Fotoarbeiten von Magnum-Fotografen. Welche besonderen Aspekte der Fotografie, wie sie Magnum vertritt, konnten Sie hier zeigen?
Andréa Holzherr: Magnum vertritt den Fotojournalismus und die Dokumentarfotografie, es wird also weder Mode-, Lifestyle, oder Architekturfotografie gezeigt. Wer mehr zu den einzelnen Ausstellungen erfähren möchte kann sich über die Website des 5. Fotofestivals schlau machen: www.fotofestival.info
ruhr.speak: Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation des Bildjournalismus? Würden Sie jungen Fotografen raten, heute Bildjournalist zu werden?
Andréa Holzherr: Wenn sich ein junger Mensch dazu berufen, fühlt Bildjournalist zu werden, dann sollte er dies unbedingt tun. Die wirtschaftliche Situation des Bildjournalismus ist zwar nicht die beste, aber ich bin mir sicher, dass es trotz des großen Wandels der Printmedien, den Fotografen gelingen wird, andere, neue Kanäle für die Präsentation ihrer Arbeit zu finden.
Andréa Holzherr (geb. 1964 in Tübingen) lebt und arbeitet in Paris als Ausstellungsmanagerin, Publizistin und Kuratorin. Sie studierte Kunstgeschichte und Kulturmanagement an der École du Louvre Paris sowie an der Sorbonne. Seit 2003 ist sie als Ausstellungsmanagerin für die Pariser Niederlassung von Magnum Photos tätig. Dort ist sie verantwortlich für die Präsentation des Magnum-Archivs durch aktive Ausstellungstätigkeiten in Zusammenarbeit mit Museen und Kulturinstitutionen in Europa.
Fragen: Peter Liedtke
Redaktion: Martina Kötters
ruhr.speak befragte in seiner Interviewreihe „Drei Fragen – drei Antworten“ bisher Wolfgang Volz, Florian Ebner, Kerstin Meinecke, Fritz Pleitgen und Adolf Winkelmann.