Der Projektraum Fotografie in Dortmund – ein Ausstellungsort fĂŒr zeitgenössische Fotografie
Beheimat ist das Terzett in einem etwa 60 Quadratmeter groĂen Raum im Gewerbehof der ehemaligen Union Werke im Dortmunder Westen. âWir wĂ€hlten bewuĂt kein Ladenlokalâ. 75 Firmen sind hier in den ehemaligen Materiallaboren des Hoesch Stahlwerks in zwei- bis dreigeschossigen Klinkerbauten angesiedelt. Neben dem Projektraum Fotografie haben zwei weitere Fotografen ihr Studio vor Ort.
Eröffnet wurde der Projektraum Fotografie im FrĂŒhjahr vor zwei Jahren, wĂ€hrend der Euphorie des Kulturhauptstadtjahres Ruhrgebiet 2010. Förderungen gab es keine, bis auf ein gemeinsames Postkartenbuch. Der finanzielle Spielraum des Projektraums ist klein, alle Ausgaben werden gemeinsam bestritten. Entweder durch den Verkauf eigener Arbeiten, Annahme kommerzieller AuftrĂ€ge, Beratungen, Workshops oder durch Vermietung des eigenen Labors.
Es soll ein Forum sein, das âvon persönlicher Ansprache und diskursiver Lebendigkeit geprĂ€gt istâ. Und sich so abheben von Galerien, Kunstvereinen oder Museen, deren AtmosphĂ€re nach Auffassung von Haiko Hebig, Gerhard Kurtz und Daniel Sadrowski zumeist distanziert und eher kĂŒhl ist. Die Visitenkarte offeriert âVeranstaltungen, Beratung, Labor, Bibliothek und Editionenâ: kurz, es ist ein Arbeits- und Ausstellungsort fĂŒr zeitgenössische Fotografie. Und will doch mehr sein als das: Akademie, BĂŒhne und Galerie.
GroĂ jedoch ist das persönliche Engagement. Dank privater Leihgeber konnte im FrĂŒhjahr 2010 die erste Ausstellung durchgefĂŒhrt werden: eigene und Bilder des berĂŒhmten englischen Fotografen Stephen Gill wurden prĂ€sentiert. Weitere Ausstellungen folgten, darunter erarbeiteten die Initiatoren auch Schauen im Grenzbereich zur Bildenden Kunst: Hiroko Inoue erweitert ihre Fotoarbeiten um Malerei, Video, skulpturale LichtkĂ€sten und begehbare Installationen. Benno Schlicht kombiniert Fotografie um Zeichnungen, Plastiken und Montagen. Die Auseinandersetzung mit anderen Medien sehen HKS als konstruktiv-spannende Bereicherung ihrer eigenen Arbeit an.
Zwei Projektraum-Inhaber zĂ€hlen zum Netzwerk der etwa 300 Fotografen des Pixelprojekts Ruhrgebiet: Haiko Hebig und Daniel Sadrowski. Beide, aber auch Gerhard Kurtz sehen sich als Dokumentaristen, “im Unterschied zu einem Fotografen bzw. KĂŒnstler, der im dokumentarischen Stil beispielsweise eines Walker Evans fotografiert”. Hauptinteressensgebiete der drei sind âdie visuelle Wiederaneignung von Natur und urbanen Orten im Wandelâ. Diese wird gerne und auch analog unter anderem mit der Linhof Fachkamera festgehalten. Gerhard Kurtz und Daniel Sadrowski haben sich wĂ€hrend des Fotografie-Studiums in Dortmund kennengelernt, der Herdecker Haiko Hebig ist Autodidakt, geboren in Hagen.
Hartmut S. BĂŒhler â Fotograf
GeöffÂnet donÂnersÂtags von 16 bis 19 Uhr und nach AbspraÂche.
www.projektraum-fotografie.de