Schlagartig war der Sommer fĂŒr mich da. Das lag vor allem daran, dass ich mich auf den Weg ins sĂŒdfranzösische Arles, zur “Mutter” aller Fotofestivals begeben habe, und jetzt aktuell bereits rĂŒckblicken könnte. Das werde ich auch in einem Sonderbeitrag tun.
Bevor ich nun zu meinen Tipps komme, hier noch drei Dinge die mich besonders bewegt hatten. Zum einen die Ausstellung der Neuaufnahmen in das Pixelprojekt_Ruhrgebiet 2015/16. Wunderbar und wichtig die Arbeit von Heiko Tiemann “ZufĂŒgung” ĂŒber FörderschĂŒlerInnen in Duisburg. Wunderbar und wichtig die historische Arbeit von Chargesheimer, wunderbar und wichtig die Arbeiten von Anette Jonak, Bernd Langmack und Kurt Heuvens zu Duisburg- Bruckhausen, wunderbar und wichtig die Arbeit von Tania Reinicke und Ekkehart Bussenius zum Brutalismus (in der Architektur) am Beispiel vom Marler Stern und der Ruhruni Bochum. Der Ursprung der Bezeichnung liegt unter anderem im französischen Begriff bĂ©ton brut (‘roher Betonâ), der auf ein wesentliches Definitionsmerkmal des Stils verweist, nĂ€mlich die Materialsichtigkeit des Baus und leitet sich nicht von brutal oder grob ab, wunderbar und wichtig auch die Arbeiten von … Eigentlich ist jede der neu aufgenommenen Arbeiten wunderbar und wichtig!
Also erster Tipp: Die Ausstellung der Neuaufnahmen in das Pixelprojekt_Ruhrgebiet 2015/16 bis zum 17.9. im Wissenschaftspark Gelsenkirchen besuchen!
Seit Mai bewegt mich auch mein Instagram Projekt instaworldruhr.
Instagram war fĂŒr mich als digital Migrant bis vor etwa einem halben Jahr nahezu völlig unbekannt. Erst durch meine junge Kollegin Melanie Kemner und in VerlĂ€ngerung durch den Werber Simon Schlenke erfuhr ich von der kommunikativen Bedeutung dieses Formates. Verbunden damit ist die kommerzielle Bedeutung fĂŒr einige wenige Fotokollegen, die nicht zuletzt wegen ihrer teilweise in die Hunderttausende gehenden Follower mit gut dotierten AuftrĂ€gen totgeworfen werden. Im Kontext der Kunst ist das Format jedoch relativ neu. Gerne möchte ich herausbekommen, was eine breitere und jĂŒngere und auch digitalere Szene als spannend, interessant und bewegend betrachtet. Wo sind die Orte und Betrachtungen die neu sind. Ăbertragen auf die Region Ruhrgebiet: was macht hier die neue Heimat zwischen Industriekultur, UrbanitĂ€t, High Tech globalen Erfahrungen und der Piefigkeit verstaubter Stadtteile aus. Ist Instagram dafĂŒr ein geeignetes Format, in dem jeder, der die Funktion der Handyfotografie und die Veröffentlichungsmöglichkeit z.B. Bei Instagram kennt, alles zeigen kann, ein Schritt zu einer demokratischeren Medienwelt? Oder braucht es nicht auch Redakteure und Kuratoren, die aus einem digitalen bildlichen Overkill einen tatsĂ€chlichen und gesellschaftlich wichtigen Beitrag erstellen? Ich habe mir zumindest eine Jury zur Bewertung einer in Art und QualitĂ€t Ă€uĂerst heterogenen Bildwelt gesucht und werde anschlieĂend die Bilder zu einer vertonten Bilderschau kuratorisch zusammenfĂŒgen. Ob es funktioniert, werden wir dann im Herbst bei der nĂ€chsten Nacht der Fotografie sehen,
Aber bis dahin, mein zweiter Tipp: mitmachen bei #instaworldruhr. www.instaworld.ruhr und bereits jetzt den Herbst vormerken.
Als drittes bewegt hat mich die Pressemitteilung des Ruhrmuseums zum Ankauf von 3 Arbeiten/Konvoluten von drei Ruhrgebietsfotografen – Joachim Schumacher (Pixelprojekt_Ruhrgebiet), Diether MĂŒnzberg und Klaus Sannemann. Ermöglicht wurde dies durch die Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Schön, dass diese Arbeiten museal und fĂŒr die Zukunft gesichert sind. Immer mehr Fotografen aber auch Filmer stehen vor dem Problem des wohin mit ihrem Lebenswerk! Lange waren die Archive die âRentenversicherung” der Ă€lteren Fotografen. Ich erinnere mich, dass ich bis zu 50% meiner jĂ€hrlichen Einnahmen aus ArchivverkĂ€ufen erzielte. Aber heute? Viele Fotografen versuchen daher nun, nicht nur ihr Werk zu sichern, sondern auch zu verkaufen. Man möge bedenken, die Menge der noch vorhandenen analogen Negative (oder auch analogen Positive) ist beschrĂ€nkt. Und die Anzahl der umfassenden und relevanten Autoren-Fotowerke ist Ă€uĂerst beschrĂ€nkt.
Daher war ich (zwar von der kommunikativen Offenheit positiv ĂŒberrascht) von dem Geldbetrag aber, der zu den Fotografen floss, Ă€uĂerst unangenehm berĂŒhrt! 27.000 Euro fĂŒr 3 Konvolute mit 111.118 Bildern und Negativen? Wo ist hier das VerhĂ€ltnis zwischen dem Wert fĂŒr die kĂŒnstlerische teilweise Lebensarbeit der Fotografen zu den Kosten fĂŒr Archivierung und Aufarbeitung der Werke? Ich erinnere mich, dass wir (und auch die anderen KĂŒnstler) einmal Ausstellungshonorare gefordert hatten. Fotografen wollen nicht vorrangig gesammelt oder ausgestellt werden. Sie wollen, wie jeder, von ihrer Arbeit angemessen leben. Hier hat die Gesellschaft eine Verantwortung. Auch die, die das Geld geben, dass einfach immer zu knapp ist! Aber wo soll es hingehen, wenn fĂŒr alles Geld da ist, vom Pförtner bis zum Wissenschaftler, vom Strom bis zum Museumsbau, aber nicht fĂŒr die Erschaffer des Sammlungsgutes?
Wo ist hier mein Tipp? Vielleicht hĂ€rter verhandeln und auch mal nein sagen, zu schlechten Angeboten. Wer Dinge verschenkt, wird niemals Geld dafĂŒr bekommen!
Nun die Tipps und News!
Pixelprojektfotograf Guntram Walter hat ein neues Buch gemacht: GE-Ein Stadtspaziergang, Edition dpe, 140 Seiten
Pixelprojektfotografin Sabine Bungert hat gemeinsam mit Stefan Dolfen eine VG Bild-Kunst Förderung fĂŒr das Projekt “Diaolou – Die WohntĂŒrme von Kaiping” erhalten. Pixelprojektfotograf Rudi Meisel aus dem selben Topf eine Förderung fĂŒr das Projekt “New York Essay”.
Wettbewerb des NĂŒrnberger Menschenrechtszentrums ” Menschenrechte. Meine Rechte. Deine Rechte. Ausgelöst!” bis 30. 9. www.fotowettbewerb.menschenrechte.org
photokina 20.-25.9. Köln. Parallel dazu: Photoszene-Festival Köln, 16.-25.9.
und last but not least: viele der Hauptausstellungen beim Recontres d’Arles laufen noch bis zum 25.9.
und als allerallerletztes: GenieĂt den Sommer – wo immer ihr auch seid!