Seit der Eröffnung des Willy-Brandt-Hauses in Berlin 1996 als Parteizentrale der SPD ist Gisela Kayser fĂŒr das Ausstellungsprogramm des Freundeskreises als KĂŒnstlerische Leiterin verantwortlich. Bereits 1997 erklĂ€rte sie engagierte Fotografie, insbesondere Pressefotografie, Street Photographie und historische Fotografie zum speziellen Schwerpunkt der Ausstellungen. 2011 hat sie zusĂ€tzlich die GeschĂ€ftsfĂŒhrung ĂŒbernommen. Zusammen mit ihrem Team konnte sie die PrĂ€senz des WBH als Kulturstandort festigen.
ruhr.speak: Seit 1996 werden im Willy-Brandt-Haus, der Parteizentrale der SPD, durch den Freundeskreis des Hauses Ausstellungen gezeigt. Verantwortlich fĂŒr das Kulturprogramm sind Sie. Inzwischen hat sich der Schwerpunkt der Ausstellungen auf die Fotografie verlagert. Wie kam es dazu?
Gisela Kayser: Bereits 1997 haben wir die 1. Fotoausstellung mit dem russischen Fotografen Jewgeni Chaldei und dem amerikanischen Fotografen Tony Vaccaro gezeigt. Thema: Berlin und Deutschland 1945-1948.
Sehr schnell hat sich fĂŒr mich gezeigt, dass mit Fotografie dem politischen und sozial engagierten Profil des Willy-Brandt-Hauses am besten entsprochen werden kann. So waren in den ersten Jahren, in Anspielung auf die Ostpolitik Willy Brandts, hĂ€ufig Fotografen aus der ehemaligen DDR sowie polnische PlakatkĂŒnstler unsere Protagonisten. Aber auch internationale, bedeutende FotografInnen haben, meist unter einer bestimmten Themenauswahl, die Sicht unserer Besucher auf die Welt erweitert.
ruhr.speak: Sie haben in Ihren Ausstellungen ja schon ein ganz besonderes Profil. Z.B. zeigen Sie regelmĂ€Ăig den World Press Photo Award. Glauben Sie, dass man mit Fotografie Werte verĂ€ndern und die Welt verbessern kann?
Gisela Kayser: VerĂ€nderung ist ja nicht etwas, dass sofort geschieht. Wenn ĂŒberhaupt, dann ist es meist ein langer Prozess. Man kann Impulse geben. Die Sicht auf das jeweilige Thema oder Problem erweitern, sensibilisieren fĂŒr das Leben anderer.
ruhr.speak: Neben Alexander Rodtschenko, Robert Lebeck, Michael Ruetz, Stefan Moses, Jim Rakete und zuletzt Vivian Maier haben Sie auch den Pixelprojekt_Ruhrgebiet Fotografen Rudolf Holtappel ausgestellt. Ab dem 25. April zeigen Sie Arbeiten aus der Sammlung des Willy-Brandt-Hauses unter dem Titel âVom neuen Sehen zur Fotokunstâ. Welche weiteren PlĂ€ne haben Sie noch fĂŒr dieses Jahr und wird unter den Ausstellern auch wieder ein Fotograf aus dem Ruhrgebiet sein?
Gisela Kayser: In der Vergangenheit hatten wir bereits einen weiteren Fotografen des Ruhrgebiets zu Gast: Walter Vogel. Der mit seinem humorvollen und kĂŒnstlerischen Blick auf Arbeit und Alltag das Ruhrgebiet einfing.
Wir planen in nÀchster Zeit die Sammlung Fricke zu zeigen, die u.a. noch einmal an Walter Vogel und Rudolf Holtappel erinnern wird.
Wie jedes Jahr freuen wir uns darauf, den GÀsten des Willy-Brandt-Hauses die World Press Photo Ausstellung prÀsentieren zu können. Aber auch eine Auswahl von Fotografien aus der Sammlung des Willy-Brandt-Hauses werden wir zeigen, bevor wir in den Sommermonaten den Sony Photo Award zeigen.
Und um an 25 Jahre Wiedervereinigung zu erinnern, haben wir eher unbekannte Fotografien von Barbara Köppe und Perspektiven der jĂŒngeren Generation in der Planung. Auch im kommenden Jahr warten wir mit Ăberraschungen auf.
Noch ein Satz zu Vivian Maier: Die Resonanz zu dieser Ausstellung hat mich selbst ĂŒberrascht. Mit ca. 55.000 Besuchern in acht Wochen ist das unser absolutes Highlight, neben der vorangegangenen, groĂartigen Retrospektive von Ara GĂŒler. Ăberrascht war ich auch von dem internationalen Publikum, ob alt oder jung, welches auch bei gröĂtem Andrang eine besondere, gelöste AtmosphĂ€re versprĂŒhte.
Fragen: Peter Liedtke
Redaktion: Martina Kötters
ruhr.speak befragte in seiner Interviewreihe âDrei Fragen â drei Antwortenâ bisher Sasha Stone, Klaus Honnef, AndrĂ©a Holzherr, Wolfgang Volz, Florian Ebner, Kerstin Meinecke, Fritz Pleitgen und Adolf Winkelmann.