Erstmalig trafen sich jetzt 19 deutschsprachige Fotohochschulen, um über die Zukunft von Fotografen zu debattieren. Eingeladen hatte das Projekt bild.sprachen zusammen mit der Folkwang Universität der Künste, Essen, und der Fachhochschule Dortmund in den Wissenschaftspark Gelsenkirchen.
Einen Tag lang setzten sich Professoren, Studierende und Fotoprofis mit mehreren Kontroversen auseinander: Werden angesichts der Marktentwicklung genügend oder zu viele Fotografinnen und Fotografen ausgebildet? Inwieweit müssen Hochschulen einen Schutzraum für die künstlerisch bildnerische Aufarbeitung von Inhalten und die Vermittlung handwerklichen Wissens bieten? Wie stark sollen sie demgegenüber praktische berufsorientierte Kenntnisse für die neuen Berufsbilder vermitteln? Und: wo liegen die Grenzen der Fotografie?
Fotos etwa, die aus Datenwelten im Computer entstehen, liegen im Grenzbereich zwischen Fotografie und Computerdesign. Prof. Michael Jostmeier, Ohm Hochschule Nürnberg, stellte mit dem Projekt Computer Generated Imaging (CGI) die These in den Raum, dass zukünftige Bilder erst dreidimensional entstehen und danach am Rechner auf zwei Dimensionen reduziert werden. Entsprechend wurden auch die klassischen Ausstellungsformen diskutiert. Die nächste bild.sprachen-Konferenz, voraussichtlich Ende November 2014, könnte die neuen Entwicklungen als „Labor zur bildlichen Erforschung der Welt und ihrer Verhältnisse“ mit Mini-Workshops aufgreifen.
„Noch nie zuvor waren so viele Fotohochschulen gemeinsam an einem Ort, um sich auszutauschen. Die Debatte hat uns gezeigt, dass wir eher am Anfang tiefgreifender Veränderungen stehen und wie wichtig ein solches Forum für den Austausch ist“, sagte Peter Liedtke, Projektleiter des Fotografieprojektes bild.sprachen.
Wie die acht Workshops im Anschluss an den kritischen Impulsvortrag „Surprise me“ von Autor und Kunstkritiker Klaus Honnef zeigten, sieht sich die Mehrzahl der anwesenden Hochschulen eher einem allgemeinen Bildungsauftrag verpflichtet. Dennoch nahm die Professionalisierung und Vorbereitung auf Markt und Beruf einen breiten Raum ein. Neben Fragen nach dem Stellenwert der Theorie, der Bedeutung des Angewandten in der Fotografie und den Unterschieden zwischen Kunst- und Werbefotografie zeigten mehrere Projekte, wie etwa das Projekt „Beyond Tahir“ von Prof. Peter Bialobrzeski, Hochschule für Künste, Bremen, starke Bezüge zur beruflichen Praxis und zum teamorientierten Handeln.
Einzelne Teilnehmer forderten mehr praktische, berufsorientierte Information der Studierenden: konkrete Hilfestellungen werden beispielsweise erwartet in Fragen des Urheberrechts, der Künstlersozialkasse (KSK), der Berufs-genossenschaften, beim Abschluss von Verträgen und bei der Existenz-gründung: von der Angebotserstellung, über die Abrechnung samt Mehrwertsteuer bis hin zur Marktbeobachtung oder auch Antragstellung für Förderprojekte. In Anbetracht der immer jünger werdenden Studierenden war auch Persönlichkeitsentwicklung ein Thema der Tagung. Für die zukünftigen bild.sprachen Veranstaltungen wünschten sich viele Lehrende eine bessere Einbindung und Sichtbarmachung von Studierenden und ihren Arbeiten.
Den Abschluss bildete die Eröffnung der Ausstellung „Tandem“, die noch bis zum 28. Januar 2014 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen Fotografien von Lehrenden und Studierenden zeigt.
Die bild.sprachen-Konferenz wurde gefördert durch das Wirtschaftsministerium des Landes NRW, die Stadt Gelsenkirchen, die Stiftung Kulturhauptstadt RUHR.2010 sowie die Sparkasse Gelsenkirchen.
Text: Sabine von der Beck
Fotos: Rupert Oberhäuser